über das hierich bin weder frei von sünde noch sitze ich im glashaus. doch steine kommen ins rollen, und plötzlich ist die schräge neue welt da. in meinem kopf und diesem blog. mehr dazu? hier
stein des monats
auch stein ist schein stein, schnee, schimmel? hier ist jeden monat ein neuer stein zu sehen, der keiner ist.
"©" über michisabelle wiedemeier schleppt hier die steine. 1985 fand sie über das nervraubende zeichnen von wellen und dachschindeln zum schreiben, und seitdem hat sie damit nicht mehr aufgehört. auch sonst behauptet sie, so ziemlich dieselbe geblieben zu sein. |
Freitag, 9. März 2012Bild macht Schluss mit Brüsten.
Ab Samstag zumindest soll irgendetwas anderes den Platz in der linken unteren Hälfte der Titelseite füllen, auf dem seit 1984 mehr als 5000 Mädels posiert haben. Natürlich wolle Bild auch künftig sexy sein. «Aber moderner, besser verpackt im Inneren des Blattes», lesen wir heute am zum letzten Mal heißesten Platz des Blattes, und dann: «Und jetzt betrachten Sie bitte ein letztes Mal die schöne Eva aus Polen, und dann heißt es: Adieu, Seite-1-Girl!» Daneben hält Eva ihre großen Brüste in die Kamera. Sie ist die letzte. Wie die Männer-Riege (angeblich) das Seite-1-Girl abschaffte Eva - die erste Frau und das letzte Seite-1-Girl. Welch tiefe Symbolik. Keine Frage, die Bild-Zeitung ist die Meisterin der Inszenierung. Heute können wir brühwarm lesen, wie die Bild-Männer am gestrigen Frauentag die historische Entscheidung fällten. Eigentlich habe man eine reine Jungs-Ausgabe machen wollen. Doch dann kam Nachrichtenchef Carsten Gensing der dramatische Einfall. Und Kai Diekmann gab das Kommando an seine Matrosen: «Volle Kraft zurück. Das wird eine Frauenversteher-Ausgabe.» Doch der Mär von der Sponti-Entscheidung am Frauentag darf man ruhig skeptisch gegenüberstehen. Längst hatte der Bild-Leserrat die Abschaffung der nackten Mädels gefordert, und es kommt inzwischen in der Breite der Bevölkerung einfach besser an, Sexismus zu verurteilen als ihn zu pflegen. Das muss auch ein Boulevardblatt irgendwann einsehen. Nun ist es also soweit, und eigentlich passt das der Bild gerade auch ganz gut ins Konzept. Nachdem die Zeitung mit dem Wulff-Ausraster auf Kai Diekmanns Mailbox erstmals eine Art Opferstatus genießen durfte, will sie wohl den Wind der Wende nutzen und ihr Image polieren. Selbstironisch geben sich heute die Männer in ihrer Berichterstattung über den testosteronüberladenen Frauentag, und noch ein weiteres Mal senkt die Macho-Riege betreten das Haupt, unter dem Titel «Diese alte Schlagzeile ist uns heute ganz schön peinlich.» Bild schleimt sich so richtig ein Dahinter verbirgt sich der Titel vom 13. Mai 1970, der, rot unterstrichen, proklamierte: «Frauen haben weniger im Kopf als Männer.» Und, sozusagen als Wiedergutmachung, liefert Bild 50 frauenfreundlich aufbereitete Fakten aus der Statistik. Ob Bild sich bei modernen Frauen einkratzen kann mit seiner neuen Strategie? Einen Leser jedenfalls hat sie offenbar verloren: ihren getreuen Postschreiber Wagner. «Ich denke, der Chefredakteur von BILD ist verrückt. Wie kann er das Mädchen der Träume verbannen.» Tja, Bild - nicht, dass die Aktion noch nach hinten losgeht. Aber viellleicht ist ja alles auch nur ein Werbegag. Freitag, 20. Januar 2012Heute Jogginghosentag? Reaktionär!Schlabbert es auch so schön weich um Ihre Beine? Dann liegen Sie richtig, denn es ist Jogginghosentag. Heute, und morgen gleich nochmal. Überhaupt haben wir die Woche der Gemütlichkeit. Irgendwie ist das verdächtig. Am Montag wurden wir schon zum Nichtstun angehalten, und heute trifft nun der Jogginghosentag auf den Casual Friday. Sicher, es ist wunderbar, dass Entschleunigung und Gemütlichkeit langsam aus der Gammelecke herauskommen oder, genauer gesagt, die Gammelecke selbst ein wenig Glamour erfährt. In dieser Woche allerdings ballt sich das genehmigte Faulenzertum derart, dass es schon fast verdächtig ist. Nichtstun am 16. Januar, rumschlabbern am 20. und 21. Auf den 16. Januar platzierte der US-Journalist Harold Pullman Coffin vor 30 Jahren den «National Nothing Day», der hierzulande weniger poetisch als «Tag des Nichtstuns» angekommen ist. Nicht, dass irgendein Chef sich für Pullman Coffins Schnapsidee interessierte, aber jeder Arbeitnehmer kann bei sich denken, er arbeite, obwohl er es eigentlich auch lassen könnte. Und schon ist der Job gar nicht mehr so schlimm, der Arbeiter fröhlich bei der Sache - und am Ende der Chef der Gewinner. Montag sind wir also bereits entspannt in die neue Woche hineingeglitten, und als am Mittwoch allmählich Verspannungen einsetzten, liefen schon erste Ankündigungen für den Jogginghosentag ein. Den hat Facebook sich ausgedacht und ihn auf den 21. Januar gebettet, der auch den Weltknuddeltag beherbergt. Ist das kuschlig! Doch in diesem Jahr kommt es noch weicher. Denn was bringt ein Jogginghosentag am Samstag, wenn es doch darum geht, ganz provokant am Arbeitsplatz zu lümmeln? Der workaholisierten Welt zu zeigen: Wir sehen nichtsnutzig aus und stehen dazu. Wir machen unser Ding, lassen uns nicht kleinkriegen, leben unser Leben. Ja, das sollen die ruhig sehen, die trotzdem mit Bügelfalte gekommen sind. Sie sollen wissen: An 264 Tagen folgen wir ihrem Diktat, aber heute, ätsch Pustekuchen, heute haben wir Facebook auf unserer Seite, und das sind Millionen. Warum der Jogginghosentag eigentlich reaktionär ist Lange Hose, kurzer Sinn: Damit er richtig zur Geltung kommt, durfte der Tag der Schlabberhose auch den heutigen Freitag annektieren, Facebook hat's erlaubt. Doch wer über den Jogginghosentag berichtet, sollte dabei nicht zu erwähnen vergessen, dass Madonna, Paris Hilton und Miley Cirus das Ding ohnehin längst straßenfähig gemacht haben. Dass selbst Präsident Obama sich im Trainingsanzug blicken lässt. Und die graue Kuschelhose es schon vor Jahren auf den Laufsteg geschafft hat. Von wegen «Probier's mal mit Gemütlichkeit». Die Jogginghose ist auch längst geentert und ins System eingepasst. Sollen sie doch in Jogginghose kommen, Hauptsache, es wird rangeklotzt, denkt sich der moderne Arbeitgeber und scherzt auf dem Flur ein wenig mit seinen Untergebenen über das heutige Outfit. Seit sie hipp ist, hat die bequeme Hose ihre Identität eingebüßt. Zumal in angelsächsischen Ländern ja sowieso schon casual Friday herrscht. Wer freitags in Australien zur Bank geht, trifft seinen Berater dort regelmäßig in Freizeitklamotte an. Einmal Jogginghosentag im Jahr - das ist geradezu reaktionär. Dieser Text ist auch bei news.de erschienen. Dienstag, 17. Januar 2012Wie Pythagoras die Welt bändigt.2012 geht gut los. Ein Kreuzfahrtschiff, Symbol für Reichtum und Dekadenz, havariert vor dem ohnehin versunkenen Italien, in der Golf-Luft liegt wieder diese beißende Mischung aus Öl, Krieg, Macht und Geld, und jetzt streiten ausgerechnet Amerikas Konservative über Kapitalismus. Nur Deutschland spielt Fels in der Brandung. Mit dieser Kanzlerin, die zu allem, was sie sagt, das magische Dreieck formt, mit Pythagoras im Sinn das ewige Gleichgewicht beschwört. A-quadrat plus b-quadrat gleich c-quadrat, das war schon so, als noch Alexander der Große den Griechen zeigte, wo der Hammer hängt. Kein Wunder, dass alles abperlt an ihr, was ist schon der Euro gegen die Wogen der Weltgeschichte. Ordnung hilft nicht gegen Chaos Ein alter Bekannter schrieb kürzlich in einer Mail, vor fünf Jahren habe er die Drogen drangegeben und nun stattdessen Job, Freundin, Wohnung, Hund, Führerschein, Auto. "Ziemlich spießig, aber es war entweder das oder jung sterben." Ich war mir nicht sicher, wie ernst er das meinte, und antwortete tröstend, früher oder später brauche wohl jeder seine Ordnung, und auch Brasilien habe ja "Ordem e progresso" in seiner Flagge stehen. Er hat darauf nicht geantwortet. Aber diese Sache mit der Ordnung ist irgendwie Thema, letztens schrieb auch die Zeit ihre Titelstory dazu. Wenn man die Welt verstehen will, bietet es sich an, Kinder zu beobachten. Kleine Jungs verlieren sich darin, ihre Playmobil-Ritter in Reih und Glied zu sortieren, doch ist dies nur die Vorbereitung aufs Spiel. Das erzeugt dann völliges Chaos, und dieses wieder aufzuräumen gehört offenbar nicht zur menschlichen Gebrauchsanweisung. Es funktioniert nur mit Drohungen oder Erpressung. Tja. Auch die Supermächte hegen und pflegen ihre Waffenarsenale. Die Finanzschieber entdecken wundersame Strukturen, Geld zu erzeugen, wo keines ist. Eine Batterie von Diktatoren hat ihren Stammplatz in der Abwehrkette der Weltenlenker. Doch die Ordnung ist auch hier nur die Vorbereitung, denn im Innern brodelt es. Irgendwann bricht dann aus, wonach wir uns offenbar insgeheim alle sehnen: Aktion, Krieg, Unordnung, Revolution. Alt werden ist auch keine Lösung Wie lautete doch gleich das Dilemma des alten Bekannten? Ordnung oder früh sterben? Die DDR ist früh gestorben, dabei lief dort alles nach Plan. Ian Curtis ist früh gestorben, dabei wollte er alles unter Kontrolle haben. Aber Griechenland, wo das Chaos herrscht, ist älter als alle anderen. Und wer jung stirbt, lebt am Ende ewig. Naja, außer dem Minidisc-Player vielleicht. Nee, es finden sich keine rechten Regeln, es bleibt ein Tanz auf dem Vulkan, zwischen der Ordnung, die wir zu brauchen glauben, und dam Chaos, von dem wir abhängig sind. Wenn Ordnung herrscht, treten wir wie zufällig die unterste Dose im Stapel weg, den wir zuvor so mühevoll aufgebaut haben. Wahrscheinlich haben wir sie sogar vorher schon sabotiert, wie die EU ihre Stabilitätsklauseln. Wir genießen das laute Scheppern, spüren das Leben in uns, und dann... So sehr wir es hassen, am Ende sind wir doch zum Aufräumen geboren, zum Staubwischen und Schutt wegschleppen. Irgendwann werden den alten Bekannten vielleicht die Hundehaare wahnsinnig machen oder er hat einen Autounfall. Ordnung hält nicht lange, und dann wünscht er sich den Saft der Chaostage zurück. Wo das alles hinführen soll? Zur Merkelschen Geometrie natürlich. Als Physikerin weiß sie, wie Kräfte wirken. Und dass sie Naturgesetze nicht aushebeln lassen. Sie versucht das Spannungsfeld auszuhalten. Bisher gelingt ihr das ganz gut. Chaos im Quadrat plus Ordnung im Quadrat gleich Macht im Quadrat? Was zu beweisen wäre. Sonntag, 1. Januar 2012Viktorias Geheimnis oder: So sehen Sieger aus.
Donnerstag, 1. Dezember 2011Weihnachtsbaum blinkt um Bud Spencers Gnade.Die Sache scheint auf der Hand zu liegen. Da blinkt ein Weihnachtsbaum dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz, ein Passant erkennt es als das Morsezeichen SOS und ruft die Polizei. Save Our Soules bedeutet dieser alte Seemännernotruf. Rette unsere Seelen. Dienstag, 22. November 2011Keine Krise für High Heels.
Dienstag, 8. November 2011Keine Aliens? Obama verpasst seine Chance.
Vom Everest nach ganz, ganz unten (für den Kick).
Freitag, 4. November 2011Putzteufel und die wahre Kunst. ganzen Leben exakt genauso. Steht die Zeitung wie jeden Tag voller Buchstaben, achtet niemandem weiter darauf, viele der Lettern landen ungelesen im Altpapier. Aber sind die Seiten weiß, steckt entweder eine Aktion dahinter oder es hätte nicht passieren dürfen. Alle reden drüber, selbst die, die es nie gelesen hätten. Ist der Clown nicht lustig, hat er versagt, ist der Freund nicht lieb, ist er ein Miststück, verkauft der Eismann kein Eis, sind die Kinder traurig. Was wären wir ohne die feste Bänke im Alltag, Erwartungen, die in 99,9 Prozent der Fälle erfüllt werden? Haltlos stolperten wir durch die Straßen, auf der Suche nach einem Bus, der die Räder an der richtigen Stelle hat und fahren kann, nach Häusern, deren Tür zur Straße zeigt und Menschen, die „Guten Tag, wie geht es Ihnen“ sagen und nicht „Sie dreckiges Schwein haben meine Zähe versteckt“. Wat soll dä Quatsch? Gute Frage. Nun, eine Putzfrau hat in einem Dortmunder Museum getan, was von ihr erwartet wird, sie hat geschrubbt und dabei einen weißen Fleck entfernt, der unerlässlicher Bestandteil eines Werkes war. Das ist jetzt schlimm, lässt sich nicht wieder gutmachen, die Installation ist hinüber. Dabei waren die Putzfrauen doch gebrieft, verteidigt sich das Museum. Finger weg von der Kunst. Doch der Widerstreit zwischen Kunst und Putzteufeln ist manifest. Genau 25 Jahre ist es her, dass ein Hausmeister Joseph Beuys' legendäre Fettecke entfernte, und jetzt hat es eben den Kalkfleck ereilt. Nur die Kunst schafft es, die schnöden Gesetze der 99,9-Prozent-Realität zu sprengen. Sie rückt das unbeachtete Heinzelmännchen in den Fokus, weil seine reinliche Routine plötzlich zur Zerstörung mutiert. Nicht immer müssen das geldschwere Werke sein, manchmal ist es auch nur kreativer Siff auf einem Büroschreibtisch. Wo Kunst anfängt, hört die Reinlichkeit auf. Wo das hinführen muss, liegt auf der Hand. Wenn Schmutz plötzlich zum gehegten Gut mutiert, kann eine Haustür auch mal im dritten Stock hängen, Eismänner Gemüse verkaufen, Busse alle Viere von sich strecken - und wir dürfen statt Artigkeiten von uns zu geben endlich mal direkt von der Seele weg sprechen. Was uns diese Lektion eigentlich schmackhaft machen sollte ist die tägliche Portion Wahnsinn, die das Leben würzt. Miesepetrige Museumsdirektoren und bierernste Kunstliebhaber allerdings haben die Botschaft nicht verstanden. Die gehören tatsächlich ins Museum, zu 100 Prozent. Samstag, 29. Oktober 2011Recyceln für unsere heile Welt.Menschen lieben es, sich wiederzuerkennen. Sie lieben es auch, Dinge wiederzuerkennen. Resümierend könnte man sagen, sie lieben das Gefühl, nicht allein zu sein und Bescheid zu wissen. Das gibt ihnen Sicherheit. Deshalb schalten so viele sonntags um 17.50 Uhr das Erste ein und dann um 20.15 Uhr schon wieder. Deshalb lesen sie gern Reiseführer nach der Reise nochmal oder, noch schlimmer, Ratgeberbücher - nicht, weil sie wirklich mit gutem Rat rechnen, die Hoffnung geben die meisten bald auf. Sondern, weil sie dort ihre eigenen Probleme wiederfinden. Das ist wohl auch der Grund, warum wir alle Jahre wieder zu Ostern über Eierspeisen schreiben und zu Weihnachten über den besten Glühwein. Gehört halt zur Vorfreude dazu. Sie ahnen, wohin das hier führen soll? Ja, richtig, heute ist so ein Tag, der geradezu fürs Kopieren und Einfügen gemacht ist. Zeitumstellung, der allhalbjährliche Tango. Vor-zurück-vor. Der nächste Post sieht neu aus und er liest sich auch recht aktuell. Warum Ressourcen verschwenden, wenn Recyceln doch genauso gut funktioniert? Also ab in die Winter-Knautschzone! P.S.: Ein kleines, frisches Extra gibt es noch. Denn heute wird uns ja eine Stunde geschenkt, anders als im März, als der Text entstand. Eine Stunde, die es eigentlich gar nicht gibt im Lauf der Zeit. Die spätestens im März 2012 wieder in den Äther gesaugt wird. Macht damit, was ihr immer schon wolltet! (Diese Aufforderung ist wie immer ohne Gewähr.)
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